OCHRE MAP

Über das Projekt

Das Projekt verknüpft Themen aus den Bereichen Physik in Theorie und Anwendung, Archäologie, Archäometrie und Kunstgeschichte, in Form einer interaktiven Plattform miteinander. Wir haben Ocker, ein Erdpigment, das die Menschen seit Jahrtausenden begleitet, etwas näher betrachtet. Die Relevanz dieser Pigmente spiegelt sich auch in ihrer Funktion als eine der frühesten symbolischen Kommunikationstechniken wider, die seit Höhlenmalereien zehntausende Jahre überdauerte. Auch in zeitgenössischen Forschungsgebieten hat es weiterhin seine Relevanz und verbindet die neuesten Forschungs-Technologien mit dem menschlichen symbolischen und künstlerischen Ausdruck. Ausgangspunkt des Projekts war der Artikel “Old Traces, read anew - ‘The Reading Hermit’”, in dem Methoden aus der Physik und Materialforschung angewandt werden, um ein ca. 400 Jahre altes Gemälde etwas genauer zu untersuchen. Dabei versucht die Forschung die Frage eines Sammlers, ob dieses Gemälde tatsächlich vom alten Meister Rembrandt angefertigt wurde, zu beantworten. In dem interaktiv gestalteten Projekt machen wir die Verbindungen zwischen dem Pigment als Erde, als Geschichte, als Technologie für symbolische Kommunikation und der modernen Untersuchungen mit Röntgenstrahlung sichtbar.

Source: Seim, C., Laurenze-Landsberg, C., Schröder-Smeibidl, B., Mantouvalou, I., de Boer, C., & Kanngießer, B. (2014). Old traces, read anew - ‘The reading hermit’ painting in the light of X-ray fluorescence. Journal of Analytical Atomic Spectrometry, 29(8), 1354. Link zum paper

Über Uns:

Die Konzeption und Durchführung des Projekts: Lena Kocutar und Niklas Schneider.
Mit Unterstützung der Berlin University Alliance (BUA), dem BMBF und im Rahmen von Project Sci.com

Danke Clara Roca-Sastre, Andrea Heilrath, Dr. Robert Richter, Tobias Schubert.

The Carrier Bag Theory of Fiction

Eine feministische Technologie­geschichte

Die Tragetaschen-Theorie der Fiktion (The Carrier Bag Theory of Fiction) stellt die Geschichte des menschlichen Ursprungs durch die Erfindung der Technologie als Behälter zum Festhalten, Sammeln und Mitnehmen, “als kulturelle Tragetasche statt als Waffe zur Beherrschung” dar.

Da ich auch ein Mensch sein wollte, suche ich nach Belegen für meine Menschlichkeit; doch wenn eine dadurch zum Menschen wird, dass sie eine Waffe baut, um damit zu töten, dann war ich entweder ein nachweislich völlig mangelhaftes Menschenwesen oder aber überhaupt kein Mensch. […]
Wenn es etwas typisch Menschlich ist, etwas, das wir haben möchten, weil es nützlich, essbar oder schön ist, in eine Tasche oder einen Korb oder ein Stück gewölbte Borke oder in gerolltes Blatt oder ein aus den eigenen Haaren gewebtes Netz oder dergleichen mehr zu geben und es dann mit nach Hause zu nehmen, wobei zu Hause schlicht eine weitere, größere Art von Beutel oder Tasche ist, ein Gefäß für Menschen, und es später herauszunehmen und zu essen oder zu teilen oder für den Winter in einem solideren Gefäß einzulagern oder ins Medizinbündel oder in den Schrein oder ins Museum zu geben, an den heiligen Ort, der das, was heilig ist, bewahrt, und dann am darauffolgenden Tag mehr oder dasselbe zu tun — wenn das menschlich ist, wenn es das ist, was es das ist, was es braucht, dann bin ich schließlich doch ein Mensch. Zum allerersten Mal vollends menschlich und dabei frei und froh. [1]

[1] K. Le Guin, U., & Fersterer, M. (2023). Am Anfang war der Beutel warum uns fortschritts-utopien an den rand des abgrunds Führten und wie denken in rundungen die grundlage für gutes Leben Schafft: Essays, Reden und Ein Gedicht. ThinkOya.

original: K. Le Guin, U., & Haraway, D. J. (2020). Carrier bag theory of fiction. IGNOTA Book